Arktris und die Kristallblume

FloRyan

Stammi
04. Juli 2015
212
172
0
23
Arktris und die Kristallblume, Heiligtum des gefrorenen Ozeans

Einst schifften drei tapfere Männer durch diese eisigen Gewässer, abenteuerhungrig und entschlossen. Sie stießen auf einen riesigen Blumentopf, gemacht aus kältestem Blaueis, mit einer kleinen Blumenzwiebel mittendrin. Er schien seltsam... nicht aus dieser Welt; er erregte Aufmerksamkeit. Die drei Männer beschlossen, sich in dessen Nähe niederzulassen und die Entwicklung der Zwiebel zu beobachten.

Dieser triste Ort wurde üblicherweise von anderen Menschen umgangen, da sie nicht mit der Kälte klarkämen, weshalb vorher niemand anders den Blumentopf zu Gesicht bekam. Die Abenteurer ließen sich jedoch nicht unterkriegen und nahmen sich der Sache an.

Monate vergingen, die drei neuesten Bewohner dieser klirrend kalten Einöde bestritten ihre Tage mit Jagen und Angeln, um nicht zu verhungern, und Instandhaltung ihrer Gemache; in ständiger Hoffnung, die Zwiebel wüchse heran zu etwas Grandiosem. Und sie sollten die ersten sein, die daran teilhaben können.

Tagtäglicher Frost und unzureichende Vitaminzufuhr laugten die Männer aus; schließlich nicht mehr kräftig genug, um diesen Ort wieder zu verlassen, zumal ihr Boot schon lange nicht mehr fahrtüchtig war. Sie waren sich ihres Schicksals bewusst und taten kaum noch etwas, als die Zwiebel zu mustern, die mittlerweile zu einer prächtigen Blume gewachsen war, dessen Blüte jedoch geschlossen blieb.

Zwei der drei Männer überlebten nur noch die nächste Woche, bis die Natur über sie siegte. Der Dritte im Bunde war neben körperlicher Schwäche am Boden zerstört; seine Tränen vermischten sich mit dem kalten Meerwasser. Er sah ein, dass sie eine schlechte Entscheidung getroffen hatten. Nicht nur gab die Blume ihnen nichts für ihre Zeit zurück, er verlor auch seine engsten Freunde. Die weiterhin geschlossene Blume begann, einen Energiestrahl nach oben abzugeben und um sie herum bildeten sich strahlend-violette Kristalle.

Ein Tag nach dem anderen zog vorbei und der Mann war einsamer als je zuvor. Sein Alltag bestand aus langweiligem Angeln und dem gelegentlichen Blick nach oben. Die Kristalle erschienen so nah und waren doch so weit entfernt. Er wollte die Kristallblume verfluchen, sich an ihr auslassen, sie niederreißen, doch sein Körper erlaubte es nicht.

Plötzlich sah er ein Boot in der Ferne. Es kam augenscheinlich auf ihn zu und ein Strom aus Energie schoss plötzlich durch ihn. Mit dem Boot erschien eine Gruppe Abenteurer, welche dorthin kam, um die Kristallblume zu bewundern. Sie wurden darüber in Kenntnis gesetzt und nahmen sofort die Fahrt auf.

Es war möglich, dass die Blume dem Mann diese Energie spendete, um ihn zur Interaktion mit den Abenteurern in dem Boot anzuspornen, doch er wandte sich ab. Er war immer noch so betrübt und niedergeschlagen durch seinen Verlust, dass er sich in sein Gemach zurückzog. Die Abenteurer bemerkten ihn und versuchten, ihn anzusprechen, kamen aber nicht zu ihm durch.

Die Gruppe beschloss, sich um die mysteriöse Blume mit ihren zahlreichen Kristallen anzusiedeln. Und ihre Pläne florierten. Es entstand eine wundervolle, bunte Stadt, genannt Arktris, bevölkert von vielen Menschen mit eigenen Plänen, Wünschen, Träumen und Zielen. An die Kälte, die dort herrschte, konnten sich die Menschen gut anpassen. Sie stellten eigene Waren her und bezogen solche aus anderen Regionen; auch Menschen von außerhalb siedelten sich dort an. Die äußeren Stadtmauern wurden so gezogen, dass die Kristalle der Blume sich schützend über die gesamte Stadt ausbreiten; der Blumentopf zeichnete das Stadtzentrum. Die Menschen erhofften sich viel von der Kristallblume und errichteten einen heiligen Ort, an dem der Blume die Ehre und das Vertrauen der Einwohner zuteil werden konnte, wobei keiner von ihnen von der Herkunft der Blume oder ihrer Kristalle etwas weiß.

Während um ihn herum eine Zivilisation heranwuchs, lebte der einsame Mann tagein, tagaus, in seinem Gemach und widmete seine Zeit ganz allein seinem Geist und seiner Gedanken. Er hatte kein Interesse daran, sich mit den Menschen der Stadt anzufreunden und mit der Zeit vergaßen auch diese, dass es ihn überhaupt gibt. Bis ins hohe Alter verbrachte er seine Zeit, dort in seiner Höhle, am Rande der Stadt.

Arktris hatte sich mittlerweile etabliert und war sehr aktiv; das schien jemanden angelockt zu haben. Er sah nicht aus wie ein normaler Stadtbewohner, schloss aber schnell mit ihnen Freundschaft. Sie erlaubten ihm, sich neben der Stadt niederzulassen. Sein Name? FloRyan.

upload_2019-12-10_0-31-50.png